Die Freiwillige Feuerwehr Kastelruth wurde im Jahre 1884, mit dem unmittelbaren Anlass durch geschlossenes Auftreten einen besseren Schutz vor Naturkatastrophen und besonders vor Feuersbrünsten zu gewährleisten, gegründet.
Die treibende Kraft war damals der Steuereintreiber Benjamin Romani. Am 21.12.1884 gab es dann die konstituierende Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Kastelruth. Erster Kommandant der Feuerwehr war Benjamin Romani. Außerdem, was konnte man bei einem Steuereintreiber anderes erwarten, musste jedes Mitglied 50 Kreuzer Eintrittsgebühr und 10 Kreuzer jährlichen Mitgliedsbeitrag entrichten. Es wurde damals eine Steigermannschaft, eine Ordnungsmannschaft, eine Spritzenmannschaft sowie eine Schlauchmannschaft eingerichtet.
Das Ausfindigmachen von geeigneten Räumlichkeiten für Zusammenkünfte und Lagerung der Löschrequisiten war eine der ersten Aufgaben, die man sich vornahm. Man hat auch alsbald ein Lokal gefunden, das allerdings zu dieser Zeit dem Schützenverein Kastelruth gehörte. Einem Ansuchen an die Schützen um Überlassung des freien Zimmers am Schießstand, wurde stattgegeben. Das Geld war auch damals recht knapp und so gab es auch in dieser Zeit schon Kritiker, die mit der Feuerwehr nicht einverstanden waren, da diese teils mit öffentlichen Geldern finanziert wurde. Das restliche Geld versuchte man durch Festveranstaltungen, Glückstöpfe, Spenden usw. einzusammeln. Auch innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr wurde Geld eingesammelt; und zwar einmal durch die Mitgliedsbeiträge und einmal durch das zu spät kommen der Ausschussmitglieder. Wenn ein Ausschussmitglied zu spät oder gar nicht zu den Sitzungen erschien, musste er in die Feuerwehrkassa einen bestimmten Betrag einzahlen. Der Verein selbst leistete auch seinen Beitrag, um die lokale Wirtschaft im Dorf ein wenig anzukurbeln. Einmal im Monat wurde eine Sitzung im Wirtshaus abgehalten; jedes Mal in einem anderen.
1892 wurde eine 2. Spritze angeschafft. Eine weitere Abprotzspritze, die von Pferden gezogen wurde, konnte 1902 angekauft werden.
Doch nicht nur Geräte brauchte die Feuerwehr, sondern auch eine vernünftige Unterkunft. Der Gemeindeausschuss lehnte den Bau eines eigenen Spritzenhauses mehrere Mal ab. Darauf wurde ein Brief an den Bezirksverband in Bozen geschrieben und mit der Auflösung der Freiwilligen Feuerwehr Kastelruth gedroht. Der eigentliche Zweck dieses Schreibens lag darin, die Gemeindeverwaltung in Kastelruth zu zwingen, endlich den Bau eines Spritzenhauses voranzutreiben, nachdem zuvor bereits, sage und schreibe, 7 Dekrete vom hohen Landesausschuss in Innsbruck, die alle dieselbe Aufforderung beinhalteten, unberücksichtigt geblieben waren. Der Erfolg dieses Briefes ließ nicht lange auf sich warten. Bereits bei der Ausschusssitzung am 6.Februar 1901 konnte der Kommandant mitteilen, dass ein neues Spritzenhaus jetzt von der Gemeinde unfehlbar erlaubt wird, was von sämtlichen Ausschussmitgliedern mit Enthusiasmus zur Kenntnis genommen wurde. Im Jahre 1902 wurde dann endlich dieser lang ersehnte Bau erreicht. Somit war für die Freiwillige Feuerwehr Kastelruth die Welt für lange Zeit wieder in Ordnung.
Im Jahre 1907 kam eine fahrbare Leiter mit einer Steighöhe von 14 m zu der Ausrüstung der Freiwilligen Feuerwehr dazu.
In den Jahren zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg hatte die Feuerwehr eine schwere Zeit, ein Kommandant wurde sogar vom Präfekten abgesetzt. In den Jahren vor dem zweiten Weltkrieg musste der „Podestà“ mit dem gewählten Kommandanten einverstanden sein, sonst ging gar nichts. Außerdem sollte man die Sitzungen und auch die Befehle in italienischer Sprache führen. Die vom Staat eingesetzten Gemeindeverwalter und die Feuerwehr gewöhnten sich im Laufe der Zeit aneinander und so stabilisierte sich die Lage bis zum zweiten Weltkrieg. Die Zeit des Krieges war geprägt von Geld und Personalsorgen. Trotz dieser Geldnöte hatte die Motorisierung auch bei der Freiwilligen Feuerwehr ihren Einfluss. Im Jahre 1944 konnte die erste motorbetriebene Pumpe angeschafft werden.
Im Jahre 1947 übernahm die Führung der Feuerwehr Ignaz Karbon, Tischler Naz, er war der 9. Kommandant. Er führte die Wehr 23 Jahre lang bis ins Jahr 1970. Unter seiner Führung bekam die Freiwillige Feuerwehr im Jahre 1956 ihr erstes Fahrzeug, eine Campagnola und im Jahre 1963 eine weitere motorbetriebene Pumpe.
In den Zeiten vom Gründungsjahr bis hin in die 80er Jahre waren die Einsatztätigkeiten der Freiwilligen Feuerwehr fast ausschließlich auf Brände begrenzt.
Im Jahre 1970 wurde Martin Thomaseth, der Niglaler Martl, zum Kommandanten gewählt. Er blieb bis 1981. In dieser Zeit wurde die Ausrüstung bzw. der Fuhrpark der Freiwilligen Feuerwehr um folgendes erweitert: Im Jahr 1972 um eine Tragkraftspritze, im Jahr 1974 kam der erste Trankwagen nach Kastelruth. Der Tankwagen ist heute noch im Einsatz, 1976 bekam man eine ausfahrbare Leiter. Außerdem wurde auch die Feuerwehrfahne angekauft, 1977 wurde eine neue Campagnola angeschafft.
Im Jahre 1981, nachdem der Niglaler Martl als Kommandant zurücktrat, wurde Arthur Rauch zum 11. Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Kastelruth gewählt und blieb es für 28 Jahre bis zum 14. März 2009, wo er sein Amt an Josef Silbernagl übergab.
1981 wurde die Erweiterung der Feuerwehrhalle eingeweiht, gemeinsam mit dem neuen großen Tankwagen, sowie zwei Pumpen.
Im Jahr 1984 anlässlich der 100 Jahr Feier konnte auch ein neuer Mercedes Jeep eingeweiht werden.
Die Einsatzarten der Feuerwehr begannen sich in den 80er Jahren zu ändern. Es wurde immer besser gebaut, somit nahmen die Brände ab. Die Feuerwehr hatte bessere und vielseitigere Ausrüstung, sodass man nicht nur mehr für Brände gerufen wurde sondern auch für andere Sachen, die man eher als „Mädchen für alles“ Einsätze bezeichnen kann. Seit der große Tankwagen 1981 nach Kastelruth kam, musste die Feuerwehr plötzlich auch zu Wassertransporten und Kanal- oder Platzreinigungen ausrücken. Man musste sich auch öfters an Suchaktionen beteiligen. Ordnungsdienste mussten gemacht werden, was an und für sich ja nichts Außergewöhnliches war, da man bereits bei der Gründung eine Ordnungsmannschaft eingeführt hat. Diese musste damals für Ordnung bei Einsätzen, Übungen und kirchlichen Prozessionen sorgen. In den letzten 30 Jahren wurde dieser Dienst auch auf weltliche Veranstaltungen ausgeweitet.
Bis zum Jahr 1997 war die Freiwillige Feuerwehr mit ihrer Ausrüstung zufrieden und konnte alle Einsätze jeder Art recht gut abwickeln. Im Jahr 1997 wurde der Fuhrpark mit einem Mercedes Sprinter erweitert. Außerdem wurde im Jahr 2000 wieder eine neue Pumpe samt Anhängerwagen angekauft.
Da die Einsätze immer mehr technischer Natur wurden, wie z.B. Verkehrsunfälle, Türöffnungen, Wespenneste entfernen, Gasaustritte, usw. wurde im Jahre 2004 ein Rüstfahrzeug angekauft. Der Tankwagen aus dem Jahre 1981 wurde 2007 durch einen neuen Tankwagen ersetzt.
Aus erneutem Platzmangel wurde schließlich im Jahre 2001 ein neues großes Gerätehaus gebaut. Wie schon in den Gründerjahren, war es auch diesmal ein schwerer, steiniger Weg, bis die Gemeinde endlich die neue Halle baute. Die Halle konnte im Jahr 2002 eingeweiht werden. Diese neue Feuerwehrhalle gilt heute als eine der besten und modernsten Feuerwehrhallen in Südtirol.
Alle Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr Kastelruth von damals bis heute:
Benjamin Romani | 1884 – 1888 |
Philipp Planer | 1888 – 1893 |
Peter Mayregger | 1893 – 1909 |
Philipp Planer | 1909 – 1913 |
Ignaz Karbon | 1913 – 1919 |
Anton Nössing | 1919 – 1930 |
Franz Mayregger | 1930 – 1934 |
Johann Silbernagl | 1934 – 1947 |
Ignaz Karbon | 1947 – 1970 |
Martin Thomaseth | 1970 – 1981 |
Arthur Rauch | 1981 – 2009 |
Josef Silbernagl | ab 2009 |